Daten & Fakten rund um den Ausbau Erneuerbarer Energien in Deutschland

Zusammengestellt von Prof. Dr. Klaus Günther-Dieng von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde und Prof. Dr.-Ing. Harald Bradke vom Fraunhofer Institut ISI Karlsruhe und Leiter des Kompetenzzentrums für Energietechnologien und Energiesysteme anlässlich der Informationsveranstaltung zum Solarpark Hohensaaten am 23. Juni 2022

Die Grenzen der Erde wurden durch unsere heutige Lebensweise längst überschritten. Wir leben in einer Weise, die zukünftige Generationen nicht ohne erhebliche Probleme fortsetzen können. Geprägt von steigendem Konsumverhalten, Ressourcenverschwendung und Umweltverschmutzung befindet sich die globale Gesellschaft an einem Scheidepunkt. Tiefgreifende Veränderungen, getragen von jedem Einzelnen, sollen den drohenden Klima-Kollaps verhindern.

Die kontinuierlich steigenden CO2-Emissionen in der Atmosphäre lassen die Durchschnittstemperatur gefährlich ansteigen. Der spürbarste Beweis für den Temperaturanstieg liefert das Klima.

Das Pariser Klimaabkommen, aber auch die dramatischen Folgen des Klimawandels, die im Ahrtal zu sehen waren, zwingen uns als Gesellschaft, die CO2-Emissionen drastisch zu reduzieren. Kohle, Erdgas und Erdöl müssen durch regenerative Energien ersetzt werden. An einem massiven Ausbau erneuerbarer Energien in Form von Solar- und Windenergie führt kein Weg vorbei.

Das heißt im Fall der Photovoltaik ganz konkret: In Deutschland müssen mehreren Studien zufolge bis zum Jahr 2040 400 GWp (Gigawatt Peak) Photovoltaik zugebaut werden.

Photovoltaik-Dachanlagen auf Wohngebäuden allein reichen für dieses Vorhaben nicht:

  • Gebäudebestand in Deutschland: 20 Millionen Wohngebäude
  • 20 GWp pro Jahr – 2 Millionen solcher Hausdächer pro Jahr erforderlich, d.h. 10 % aller Hausdächer müssten pro Jahr mit PV belegt werden
  • 400 GWp bis 2040 – 40 Millionen solcher Hausdächer erforderlich

Photovoltaik-Dachanlagen auf allen dafür in Frage kommenden Hallendächern und Parkplatzüberdachungen helfen zusätzlich und sind auch notwendig. Die Umsetzung dauert jedoch zu lange, da sie zu kleinteilig ist.

  • Hallenflächen in Deutschland über 1.000 m²: 590 Millionen m2

(entsprechend Zubau über 5 Jahren oder 25 % der erforderlichen 400 GWp)

  • 65 Millionen Autos in Deutschland, 160 Millionen Stellplätze

(davon 70% am Straßenrand),

bei 20 m² pro Stellplatz: 320 Millionen m²,

bei 5 m² pro kWp: 64 GWp: 3,2 Jahre oder 16 %

Hier sind Freiflächen-Photovoltaikanlagen klar im Vorteil, da sie schneller installiert werden können und langfristig erforderlich sind.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien setzt sich wie ein Puzzle aus mehreren Teilen zusammen:

PV auf Hausdächern + PV auf Hallendächern und Parkplatzüberdachungen + PV auf Freiflächen.

Mehr als die Hälfte des Waldes in Brandenburg besteht aus Kiefern

Im Jahr 2020 bestanden die Wälder in Brandenburg zu 55% aus Kiefern. 13% des Waldes machten Eichen aus, 16% waren Buchen. Die Konsequenz daraus: Es besteht ein dringender Bedarf an gemischten und gestuften Wäldern.

Photovoltaikstrom statt Braunkohlestrom reduziert die CO2-Emissionen

Beispiel:

  • Freiflächen-Photovoltaik-Anlage auf 1 Hektar Landfläche produziert pro Jahr ca. 400 bis 500 MWh.
  • Ein Braunkohlekraftwerk emittiert etwa 1 t CO2 pro MWh
  • CO2-Emissionen pro Jahr um 400 bis 500 t durch Photovoltaik reduziert

Ein Wald speichert doch auch CO2?

Ein Kiefernbestand auf 1 Hektar Fläche mit 450 Vorratsfestmetern und einem Alter von 70 Jahren speichert ca. 630 t CO2. Allerdings braucht ein Kiefernwald 50 Jahre, um diese Menge zu speichern. Zudem gibt der Wald danach das CO2 wieder an die Atmosphäre ab. Sehr schnell, wenn das Holz wieder verbrannt wird.

Wenn der Strom aus Photovoltaik den Strom aus fossilen Brennstoffen ersetzt, so reduziert Photovoltaik pro Hektar sehr viel mehr CO2, als Bäume auf der gleichen Fläche speichern.

Das Gelände in Hohensaaten besteht nicht ausschließlich aus bestockten und geschlossenen Waldflächen, sondern, insbesondere auf der zukünftigen Solarfläche, befinden sich eine Reihe von Frei- und Gebäudeflächen. Im Vergleich zu einem standortsgemäßen, naturnahen und gut strukturierten (Kiefern-)Mischwald wird der Großteil der heutigen Waldfläche als funktional geringwertig einzustufen sein. Dies belegt auch, dass es keine ausgewiesenen und im Rahmen der Waldfunktionskartierung erfassten besonderen Waldfunktionen gibt.

Durch den Waldumbau auf der erhaltenen und die Anlage umgebenden Waldfläche wird in Zukunft eine wesentliche ökologische Aufwertung erreicht werden. Nach Beseitigung von Gefahren durch Munition, unterirdischen Tanklagern und Gebäuden wird der Wald zudem für die Bevölkerung wieder zugänglich sein und der Erholung dienen.

Sollte das Vorhaben scheitern, wird das Gebiet weiterhin für einen unabsehbaren Zeitraum für die Öffentlichkeit unzugänglich bleiben.