Das Sperrgebiet in Hohensaaten wird als Konversionsfläche bezeichnet. Der Begriff bezeichnet die Nutzungsänderung oder Umwidmung von Brachflächen mit dem Ziel, diese Flächen wieder dem Wirtschafts- oder Naturkreislauf zuzuführen. Eine Konversionsfläche wird hierbei vor allem für die Umwandlung ehemals militärisch genutzter Flächen in für zivile Zwecke genutzte Flächen verwendet. Konkret werden Konversionsflächen meist im Zusammenhang mit der Errichtung von Photovoltaik-Anlagen genutzt.
Der Gebäudebestandsplan von 1939 gibt einen Überblick über Größe der Anlage
Das Sperrgebiet wurde bereits im Dritten Reich als Rüstungsstandort zur Herstellung von Vorprodukten für die Pulver- und Sprengstoffherstellung genutzt. Hierzu wurden in zwei Werken (DAG Dynamit-Actien Gesellschaft, DSC Deutsche Sprengchemie GmbH) Chemikalien, wie Nitrozellulose (H201: Explosiv, Gefahr der Massenexplosion), Hexamethylentetramin (H228: entzündbarer Feststoff) und Nirtoguanidin (H201: Explosiv, Gefahr der Massenexplosion) gehandhabt.
Der Gesamtgebäudebestand der DAG umfasste ca. 130 Gebäude, der der DSC mehr als 200 Objekte. Die Gebäude wurden, bis auf drei größere Gebäude, die später als Werkstatt und Lagerbereiche genutzt wurden, nach Beendigung des Krieges durch Sprengung durch die Rote Armee zerstört.
Das teilweise durch die Rote Armee zerstörte Militär-Areal in Hohensaaten auf einer Luftbildaufnahme von 1953.
Zwischen 1955 und 1990 wurde das Plangebiet als zentrales Treib- und Schmierstofflager der NVA und anschließend bis 1991 als Verdichtungslager der Bundeswehr genutzt. Gemäß einer Auflistung zur endgültigen Stilllegung des Tanklagers umfasste dieses mehr als 150 Tankbehälter mit einem Volumen von ca. 10 m³ bis 7.500 m³.
Die aktuelle Infrarot-Satellitenaufnahme zeigt, welche Flächen auf dem Sperrgebiet durch Gebäudereste und Betontrümmer bis heute belastet sind. Die in der Aufnahme erkennbaren Altlasten entsprechen dabei den Positionen auf der Luftbildaufnahme von 1953 und dem Gebäudebestandsplan von 1939.
Aktuell ist das Gebiet von zahlreichen oberirdischen und unterirdischen baulichen Anlagen der ehemaligen militärischen Nutzung geprägt. Dazu zählen Fundamente, Fundamentreste infolge unvollständiger Sprengungen, Gebäude, Bunker- und unterirdische Lageranlagen. Diese sind nahezu über den gesamten Projektstandort verteilt, teilweise abgerissen bzw. zerstört und überwachsen. Neben den potentiellen Umweltgefahren durch Boden- und Grundwasserkontaminationen bestehen weitere Gesundheitsgefahren infolge der Möglichkeit von Absturz, Hineinfallen, Eintreten spitzer Gegenstände und Stolpern sowie Explosionsgefahr, Vergiftung und Erstickung in geschlossenen Räumen. Das Vorhandensein von Fundmunition ist hierbei nicht auszuschließen.
Nach Mitteilung der Brandenburger Polizeibehörde handelt es sich bei dem ehemaligen Militärgebiet Hohensaaten um ein Kampfmittelverdachtsgebiet.
Von Fundmunition gehen neben den akuten Gefahren durch Detonation auch Langzeitgefahren für Boden und Grundwasser durch Zersetzung und Freisetzung umweltgefährdender Substanzen aus.